HUMAN CR-EDIT: FrAnK3nSt3iN, CREATURES OF COMFORT
Der Mensch editiert sich selbst.
Dreharbeiten | 26.04.2014
Der Mensch ist das Geschöpf, was sich ständig neu erfindet, sich technisch und künstlich aufrüstet, sich künstliche und kunstvolle Umwelten schafft. Und die Umwelten editieren wiederum ihn, das organische, anpassungsfähige Wesen, und sein Verhalten.
Am Übergang zur digitalisierten und virtualisierten Welt, in unserem Zeitalter des Computers, bekommt dies noch mal eine andere Dimension. Denn jeder Prozess in einem Computer ist programmiert und damit transparent, im Prinzip bis ins letzte verstehbar und ausgeleuchtet. Und da dieses Verhalten eines Computers immer mehr vom Menschen verlangt wird, droht, dass alles menschliche pathologisiert oder wegrationalisiert wird: Unberechenbarkeit, Undurchschaubarkeit, Widersprüchlichkeit, Leidenschaft und Spontanität, Kreativität, Langeweile, Muße und so vieles mehr. Geschöpfen mit diesem Eigenschaftskatalog wird zunehmend nicht vertraut. Wir werden am Flughafen durchleuchtet, unsere Kommunikation wird abgehört und gespeichert, unser Verhalten analysiert und unser Arbeitspensum optimiert. Uns werden Partner per Algorithmen errechnet, unsere Pflegekräfte sollen durch Roboter ersetzt werden und Lust wird nach dem Prinzip des Nervenkicks verschafft.
Berechenbarkeit und Prozesskontrolle ist allerdings das Paradigma des Computers. Was dabei verloren geht, ist, dass menschliche Beziehungen auf Vertrauen beruhen und ihre Lebendigkeit aus der Andersartigkeit des Gegenübers entsteht.
“Die brennende Aktualität des Themas künstlicher Mensch, dessen Symbolfigur Frankenstein ist, wird heute gleich auf drei wissenschaftlichen Ebenen offenbar: in den virtuellen Realitäten, im Bereich Roboterwesen und in der Genforschung. Doch das sollte uns nicht darüber hinweg täuschen, dass das Thema eigentlich uralt ist. Geträumt, geahnt wurde auf diesem Gebiet fast alles…” – Zitat: Norbert Barrmann “Frankenstein und die Zukunft des künstlichen Menschen”
“Das optische Geschoß schlägt unwiderstehlich in seinen Bann, Es richtet durch permanente Wiederholung allmählich das ganze Sensorium auf sich aus, physiologisch wie ästhetisch, und dann – wird es unentbehrlich: zur Injektion, die der Organismus täglich braucht. Und weil jede Injektion auch abstumpft, ist es nur natürlich, wenn er bald höherer Dosen bedarf.” – Zitat: Christoph Türcke “Erregte Gesellschaft- Eine Philosophie der Sensation”
Credits
FrAnK3nSt3iN
Choreografie: Augusto Jaramillo Pineda
Tanz von und mit: Kossi Sébastien Aholou-Wokawui, Magali Sander Fett, Frauke Scharf
CREATURES OF COMFORT
Choreografie: Felix Berner
Tanz von und mit: Tim Gerhards, Mimi Jeong
Dramaturgie: Anke Euler
Medienkunst/Videoanimation: Steven Thanh Wong
Kostüm: Katja Fritzsche
Technische Leitung/Licht: Christoph Härtel
Produktion: steptext dance project
Produktionsassistenz: Joris Grünhagen
Pressearbeit: Manuela Demmler
(Texte: Maja Maria Libau, Programmheft steptext dance project)