Ten, Joachim Schlömer | Keksbruch, Irina Pauls

Doppelprogramm am Stadttheater Heidelberg

Stadttheater | Heidelberg | D
Dreharbeiten | 16.12.2004

Pfeifen im Walde. Der erste Tanzabend des Kooperationsballetts Heidelberg-Freiburg [...] Zum Auftakt hat sie [Irina Pauls] sich Joachim Schlömer an die Seite geholt, der bis 2001 Basler Ballettchef war, seinen künstlerischen Lebensweg inzwischen aber vom Tanztheater abgekoppelt hat. Trotzdem ist es immer spannend, wenn Schlömer den Choreographen in der Künstlerbrust reanimiert. Immerhin zählt er zu den Stilbildenden der Zunft. Jetzt allerdings, da er mit “ten” ironisch auf das halbierte Corps de Ballet anspielt (vor der Kooperation hatten Heidelberg und Freiburg zusammen 20 Tänzer), lässt Schlömer sich lediglich zu einer leichthändigen, aber überaus exakten Fingerübung hinreißen. “ten” ist eine Körper- und Raumerkundung, die insofern vorzüglich auf die schmale Heidelberger Bühne passt, als Schlömer die Tänzer geschickt in Solo- und Gruppenkonstellationen Raum und Bewegungen erkunden lässt. Der Tanzraum ist durch einen stählernen Ringvorhang geteilt? hinter den Ringen ist der Boden hart, davor mit weichen Gummimatten ausgelegt, so dass die Tänzer die Differenz exakter und verschwimmender Bewegungen vorführen können. Als Leitmotiv dienen weite Armrotationen, die wirken, als regulierten Schupos den Körperverkehr auf der Bühne. Im Kontrast dazu mimt eine Tänzerin mit angeklebtem Bart vorne auf der Gummimatte einen klobig gehenden Waldschrat, während andere auf dem gefederten Boden wie Gummibälle fallen, in die Höhe schnellen und um die eigene Achse wirbeln. Lange geschieht das fast völlig lautlos. Erst gegen Ende der knapp einstündigen Choreographie spielt das Philharmonische Orchester Heidelberg eine bruitistische Geräuschkollage der New Yorker Komponistin Julia Wolfe.

 

(Quelle: Die Rheinpfalz, 9. November 2004)

 

Ten Chor.: Joachim Schlömer Keksbruch Chor.: Irina Pauls