Tanzfilminstitut in Not

Völlig unerwartet vor dem Aus.

Deutsches Tanzfilminstitut Bremen | Bremen | D
Tafi-Info | 25.10.2007

Zehn Wochen vor Jahresende steht das Deutsche Tanzfilminstitut Bremen völlig unerwartet vor dem Aus. Offener Brief von Heide-Marie Härtel an Freunde, Förderer und Nutzer des Deutschen Tanzfilminstitut Die Bremer Kulturbehörde, seit den Landtagswahlen im Mai neu formiert, teilte uns am Freitag, den 19.10.07 mit, dass die mehrfachst versprochenen 30.000 Euro für 2007 einer Sparaktion komplett zum Opfer gefallen sind. Zudem verweigerte die Kulturbehörde auch für die Folgejahre eine Weiterfinanzierung in der bisherigen Größenordnung. Aus eigener Kraft schaffen wir es dieses Mal in keinster Weise, das Ruder dieser kulturpolitischen Entscheidung noch umzulenken. Wir sind auf die Unterstützung der nationalen und internationalen Tanzwelt angewiesen. Wir möchten hiermit bitten, uns eine Stellungsnahme zu dem Wert, den ihr der Arbeit des Deutschen Tanzfilminstituts zumesst und den Erfahrungen, die ihr mit unserer Arbeit gemacht haben, zuzusenden. Unter diesem öffentlichen Druck könnte es möglich sein, die Bremer Kulturbehörde zu überzeugen, diese Entscheidung rückgängig zu machen und die Schließung zu verhindern. Seit sieben Jahren teilen sich der Bremer Senat und der Staatsminister für Kultur und Medien in Berlin die Basiskosten zum Erhalt der Infrastruktur des Instituts in Höhe von gesamt ca. 160.000 Euro jährlich. Damit können die Miete für unsere neue Unterbringung, die Betriebskosten für die Räume, Versicherungen für Geräte und eine Mitarbeiterstelle abgedeckt werden. Auf der Grundlage dieses Sockelbetrags gelang es uns in etwa den gleichen Betrag aus der Arbeit in Projekten mit Theatern, Kulturinstitutionen und TV-Anstalten einzuwerben und das Institut mit Leben zu füllen. Bedingt durch die stets klamme Bremer Haushaltslage war bereits Anfang dieses Jahres in der Diskussion, dass Bremen seine finanzielle Unterstützung um 30.000 Euro reduzieren wolle. In Verhandlungen mit uns und auch der Leitung des Tanzplans Deutschland (Madeline Ritter) wurde jedoch eine einvernehmliche Lösung gefunden, das Institut arbeitsfähig zu halten. Die Verantwortlichen des Tanzplans Deutschland hatten sich in diese Verhandlungen eingeschaltet, weil sie darauf achten müssen, dass Institutionen, die Projektanteile innerhalb des Tanzplans abwickeln auf eine sichere eigene Infrastruktur bauen können. Seit Mai 2007 war also bei uns, wie auch in Berlin bei der Kulturstiftung des Bundes bekannt, dass das Tanzfilminstitut für 2007, wie für die beiden Folgejahre auf die Unterstützung in der bisherigen Finanzhöhe durch Bremen rechnen kann. Stein des Anstoßes scheint vornehmlich unsere perfekte, 2004 kulturpolitisch gewollte Platzierung in der Stadt in unmittelbarer Nähe zum Bremer Tanztheater und zum Museum zu sein. Das ehemalige Polizeihaus wurde von der Stadt verkauft und die Immobilie ist natürlich nicht gerade günstig. Aber wir wissen von der Behörde, dass die Mietkosten für die im gleichen Haus befindliche Stadtbibliothek pro Quadratmeter identisch ist und haben jetzt damit zu kämpfen, dass der Tanz mal wieder weniger wert scheint. Der von uns architektonisch geplante und teilweise auch selber gezahlte Zuschnitt unserer Räume erlaubt auf wunderbare Weise, das Institut als Archiv, Tanzmuseum, Tagungsstätte und Produktions- und Forschungsort zu nutzen. Die Verantwortlichen für die neuen Entscheidungen haben sich bislang das Institut noch nicht anschauen wollen und trotzdem ihre Entscheidungen gefällt. Ab dem 5. November, in 10 Tagen findet in unserem Institut das 2. Meeting der Deutschen Tanzarchive statt. Thema: „Audiovisuelle Medien im Tanz“ – initiiert, geleitet und programmiert von Dr. Franz Anton Cramer und Madeline Ritter (Tanzplan Deutschland). Einen besonders gewichtigen Stellenwert erhält dieser Kongress durch den Besuch der Leiterin des weltgrößten Tanzarchivs in New York von Dr. Michelle Potter und von Prof. Dr. Claudia Jeschke aus der Universität Salzburg. Es wäre eine sehr große Hilfe für uns, wenn ihr bis Freitag den 2. November, also sehr kurzfristig, uns eure Stellungnahme zu unserem Institut zusenden könnt, damit wir dies als eine Grußbotschaft zum Kongressbeginn den Teilnehmer, aber vor allem auch der Presse und den Behördenvertretern vorlegen können.